Cichorium als Nutzpflanze
Hinter der Bezeichnung Cichorium intybus verbergen sich neben der vom Wegesrand bekannten Wegwarte auch der Chicorée, der Radicchio, der Friséesalat, der Zuckerhut, die Blattzichorie wie z.B. ‚Variegata di Castelfranco‘, die Schnittzichorie und die Puntarelle (= Vulkanspargel) und die Wurzelzichorie zur Gewinnung von Kaffeeersatz (Cichorium intybus var. sativum). Beim Stöbern in Saatgutkatalogen vor allen Dingen aus dem Mittelmeerraum finden sich viele weitere kulinarisch zu nutzende Auslesen der Wegwarte. Lässt man alle diese blühen, gibt es wieder Wegwartenblumen zu bestaunen.
Die Wegwarte war sowohl ‚Heilpflanze des Jahres‘ (2020), wie ‚Gemüse des Jahres‘ (2005) und ‚Blume des Jahres‘ (2009).
Cichorium intybus – Wegwarte
Jeder liebt die himmelblauen Blüten der Wegwarten! Sie schmücken am Vormittag – genau genommen zwischen ca. 6:00 und 11:00 Uhr – die ansonsten eher struppig anmutenden Pflanzen. Diese schätzen, wie der Name es vermuten lässt, als Standort Wegesränder oder Freiflächen. Mittags schließen sich die Blüten, und lassen eine verblüht wirkende, sparrige Pflanze zurück. Aber am nächsten Morgen beginnt das Schauspiel von Neuem.
Auch Insekten lieben die Wegwartenköpfe, allen voran die Schwebfliegen, die angesichts von blühenden Wegwarten alles andere Blühende links liegenzulassen scheinen.
Bei den besuchenden Insekten sind es vor allem die Hosenbienen der Gattung Dasypoda, die uns begeistert haben. Offenbar teilen die Wegwarte und die Hosenbienen einen gemeinsamen Lebensraum. Unsere Aufnahmen der Hosenbienen an Wegwartenköpfchen entstanden in Holland in den Trockenrasen rund um das Lauwersmeer. Rund um die Wegwartenpflanzen waren die Hosenbienenweibchen beim Bau ihrer Neströhren im lockeren Substrat zu beobachten.
Bereits im späten Mittelalter entstanden die ersten Nutzungsformen der Wegwarte, die in all ihren Teilen bitteren Milchsaft führt. Der wässrige Extrakt aus Wegwarte fördert den Appetit und regt die Magensaftsekretion an.
Schon Friedrich der Große empfahl den Anbau von Wegwarten, denn in Kombination mit Roggen und Gerste lässt sich aus gerösteten Wegwartenwurzeln ein Kaffee-Ersatz bereiten. Der ‚Muckefuck‘ (eine Verballhornung vom französischen ‚mocca faux‘ = falscher Mokka) ist koffeinfrei.
„Beim Rösten der getrockneten Wurzeln wird das Inulin teilweise in Oxymethylfurfurol umgewandelt, das ein kaffeeähnliches Aroma hat“ (Ben-Erik van Wyck: Food Plants of the World Timber Press, 2006, ISBN 0-88192-743-0. S. 134).